Ein Abend im Zeichen von Naturwäldern, Klimaschutz und Biodiversität: Die Auftaktveranstaltung zum SpeicherWald-Projekt in Saarbrücken fand im Festsaal des Rathauses statt. - Foto: Frank Bredel
Naturwälder und Klimaschutz im Saarland
Projektauftakt SpeicherWald in Saarbrücken am 20. Februar
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Vincent Buness zeigte eindrücklich, dass auch die Böden von Naturwäldern große Mengen Kohlenstoff speichern können. - Foto: Frank Bredel
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Im Anschluss konnten sich Fachleute und Interessierte zum Thema austauschen. Im Bild: Christian Bersin, Leiter des Amts für Klima- und Naturschutz Saarbrücken, und Norbert Fugmann, Vorstand der NABU-Ortsgruppe Saarbrücken (v. li.) - Foto: Frank Bredel
Am Dienstag, den 20. Februar fand der regionale Auftakt des Projektes SpeicherWald im Saarbrücker Rathaus statt. Rund 30 Gäste kamen zu dem Vortragsabend in den Festsaal und diskutierten über die Rolle und Bedeutung von Naturwäldern für den Klima- und Naturschutz.
Die Landeshauptstadt Saarbrücken ist eine von fünf Modellregionen in Deutschland. Hier möchten die Projekt-Partner NABU und Klima-Bündnis gemeinsam mit der Stadt Saarbrücken und dem NABU-Landesverband Saarland für mehr Akzeptanz von Naturwäldern in der Region werben.
Saarbrücken wurde als Modellregion ausgewählt, weil man dort vorbildhaft mit dem Stadtwald umgeht und sich ganz in der Nähe eines der ganz wenigen Wildnisgebiete am Rande einer deutschen Großstadt befindet. Der „Urwald vor den Toren der Stadt“ ist ein über 1.000 Hektar großes Waldschutzgebiet inmitten des Saarkohlenwaldes und wird seit über 20 Jahren nicht mehr bewirtschaftet. Hier wird Wildnis erlebbar!
Kohlestoff-Senke Wald: ober- und unterirdisch
In den Fachvorträgen des Abends wurde zunächst ein Blick unter die Erde gewagt. Vincent Buness von der Naturwald Akademie und der TU München sprach über den Wald – insbesondere den Waldboden – als natürlichen Kohlenstoffspeicher. Er erklärte, dass die Kohlenstoffmenge ober- und unterirdisch von verschiedenen Faktoren abhängig ist: Einerseits von nicht beeinflussbaren Dingen wie dem Klima und den mineralischen Eigenschaften der Böden und andererseits von beeinflussbaren Dingen, nämlich wie wir ihn bewirtschaften: „Alte Wälder und Böden stellen enorme Kohlenstoff-Senken dar, aber man muss sie auch lassen.“ Außerdem zeigte er den Gästen in eindrucksvollen Bildern, dass Wälder auch unterirdisch sehr schön sein können, fast wie Kunst.
Auf den Punkt bringt es auch Helmuth Harth, Leiter des Projektes Wertvoller Wald vom NABU Saarland: „Je naturnäher ein Wald ist, desto besser schützt er das Klima, desto besser ist er selbst vor dem Klimawandel geschützt und desto besser ist er für die biologische Vielfalt“.
Er setzt sich jedoch nicht nur für unbewirtschaftete Wälder ein, sondern hat noch eine zweite Strategie: Auch in bewirtschafteten Wäldern ist es ihm wichtig, einzelne Bäume zu schützen. Deshalb hat der NABU Saarland im Jahr 2014 das Baumerhalter-Programm gestartet. Es bietet Privat-Personen und Firmen die Möglichkeit, Patenschaften für Bäume übernehmen können, um sie langfristig zu erhalten. Denn gerade das Vorkommen von Alt- und Totholz bietet zahlreichen Pflanzen, Pilzen und Tieren einen Lebensraum.
Für mehr Vielfalt: alte Bäume im Wirtschaftswald
Vom Baumerhalter-Projekt zeigte sich auch der folgende Redner Ralf Blechschmidt beeindruckt: „Es ist schön zu sehen, dass diese alten Bäume heute unter Schutz gestellt werden. Dazu, dass sie in ihrem hohen Alter noch stehen, haben aber auch viele Generationen von Förstern mit ihren intelligenten Entscheidungen beigetragen.“
In seinem Vortrag zeigte der Leiter der Forstabteilung des Amtes für Stadtgrün und Friedhöfe, wie die naturnahe Bewirtschaftung des Stadtwaldes aussieht. „Bei uns fällen wir die Bäume per Hand mit der Motorsäge. Denn das macht im Laubholz mehr Sinn“, so Blechschmidt. Nachdem der Stadtwald vor 18 Jahren FSC- und Naturland-zertifiziert wurde, können sich einige Referenzflächen ganz ohne Eingriffe des Menschen entwickeln. Chemie oder Pestizide sind ohnehin überall tabu.
Insgesamt ist die Stadt Saarbrücken ein Vorreiter in Sachen Natur- und Artenschutz im Wald. Das Projekt SpeicherWald unterstützt den Austausch zwischen Bürgern, Waldbesitzern, Naturschützern, Schulen und politischen Entscheidungsträgern.
So geht es weiter
Am 27. Mai ab 13 Uhr lädt SpeicherWald zum Familientag in die Scheune Neuhaus ein. Einen Tag lang dreht sich alles um das Thema Klimaschutz im „Urwald vor den Toren der Stadt“. Weiter wird es Malaktionen in verschiedenen Schulen und Bildungseinrichtungen geben.
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Vorträge
Regionale Presse
- Radio-Interview mit Dr. Katrin Jurisch (Klima-Bündnis) auf SR 2 KulturRadio
- Fernsehbeitrag mit Caroline Thiem (NABU) in der Nachrichten-Sendung "Aktueller Bericht" auf SR (ab Minute 20:30)
Welche Zusammenhänge zwischen Wald und Klimaschutz gibt es? Und wie kann man das Interesse der Bevölkerung an möglichst naturnahen Wäldern wecken? Mit diesen und anderen Fragen setzen sich NABU und Klima-Bündnis im Projekt SpeicherWald auseinander. Mehr →
Naturwälder sind ein wichtiges Puzzleteil der Klima- und Artenschutzbemühungen. Das bedeutet: sie schützen das Klima, tragen zur biologischen Vielfalt bei, sind wichtig für uns Menschen und leisten einen entscheidenden Beitrag zu internationalen Abkommen. Mehr →